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Haben in Deutschland immer mehr Menschen Rheuma?

In der Presse wird immer wieder über eine steigende Zahl von Rheuma-Kranken in Deutschland berichtet. Was steckt dahinter? Katinka Albrecht, Johanna Callhoff und Anja Strangfeld aus dem Programmbereich Epidemiologie und Versorgungsforschung des DRFZ haben sich die Zahlen genauer angeschaut und können bestätigen, dass die Diagnose in Krankenkassendaten tatsächlich häufiger vorkommt. Die Gründe sind vielfältig und haben vor allem mit erhöhter Lebenserwartung zu tun.

Fast immer ist mit „Rheuma“ die rheumatoide Arthritis gemeint. Alle Pressemitteilungen stützen sich auf Studien mit Krankenkassendaten, in denen die Abrechnungsdiagnose einer rheumatoiden Arthritis heute viel häufiger zu finden ist als noch vor 10 oder 15 Jahren. Dies kann mehrere Gründe haben – von Leistungen, die an bestimmte Abrechnungsdiagnosen gebunden sind bis zur Veränderung der Altersstruktur der Bevölkerung. Heute leben viel mehr ältere Menschen in Deutschland und mit ihnen „altert“ auch die Diagnose Rheuma. Sie bleibt also über einen längeren Zeitraum bestehen, da die Menschen 80, 90 oder sogar 100 Jahre alt werden. Man weiß aber auch, dass eine frühe und konsequente Behandlung der rheumatoiden Arthritis das Sterberisiko deutlich senkt. Es ist also davon auszugehen, dass neben der gestiegenen Lebenserwartung auch ein längeres Überleben durch bessere Therapie zu der größeren Zahl von Patient:innen mit rheumatoider Arthritis beiträgt.

Um präzise festzustellen, wie viele Menschen in Deutschland eine entzündlich-rheumatische Erkrankung haben, benötigt man aufwändige Studien mit Zufallsstichproben aus der Bevölkerung, in denen alle Personen mit Verdacht auf eine rheumatische Erkrankung auch eine klinisch- rheumatologische Untersuchung erhalten. Abrechnungsdaten allein können diese klinische Bestätigung der Diagnose nicht liefern.

„Daher können wir anhand der vorliegenden Daten nur schätzen, dass heute etwa 0,8-1,2% der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland eine rheumatoide Arthritis haben“, fasst Prof. Strangfeld die Ergebnisse zusammen.    

Link zur Publikation
Albrecht, K., Callhoff, J. & Strangfeld, A. Steigt die Prävalenz der rheumatoiden Arthritis wirklich an?. Z Rheumatol (2022). https://doi.org/10.1007/s00393-022-01192-7
Weitere Studien zur Häufigkeit entzündlich-rheumatischer Erkrankungen
Die AG Versorgungsforschung beobachtet seit vielen Jahren die Studien zu Häufigkeiten entzündlich-rheumatischer Erkrankungen und hat immer wieder anhand der Daten eine Einschätzung der Prävalenz vorgenommen (siehe auch Zink, Albrecht: Wie häufig sind muskuloskeletale Erkrankungen in Deutschland? Z Rheumatol 2016; 75, pages346–353)
Kommissarische Gruppenleitung Dr. Katinka Albrecht albrecht@drfz.de Zur Person
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