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Zweite DRFZ Postdoktoranden-Förderung vergeben

Interview mit der Stipendiatin Marta Ferreira-Gomes

Seit 2019 wird das DRFZ YOUNG TALENTS FELLOWSHIP alle zwei Jahre an besonders talentierte Nachwuchswissenschaftler/innen vergeben. Es ist für Postdoktoranden zugeschnitten, die bereits am DRFZ arbeiten und umfasst das volle Gehalt für zwei Jahre.

Die zweite Stipendiatin des DRFZ YOUNG TALENTS FELLOWSHIP ist Marta Ferreira-Gomes aus der AG Mashreghi. Wir haben sie gefragt, was sie sich von den zwei Jahren Stipendium erhofft. Das Interview wurde 2021 geführt.

Marta Ferreira Gomes

Marta Ferreira Gomes © Jacqueline Hirscher

Marta hat in ihrer Doktorarbeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena bereits an B-Zellen geforscht und beschäftigt sich seit 2019 in the groups of Andreas Radbruch and Mir-Farzin Mashreghi and mit Gedächtnis-B-Lymphozyten. Seit dem 1. Juli 2021 forscht sie in der Gruppe von Mir-Farzin Mashreghi.
Für die Fachwelt überraschend konnte sie gemeinsam mit Kolleg:innen des DRFZ erstmals zeigen, dass die meisten Gedächtnis-B-Lymphozyten ebenso wie die Gedächtnis-Plasmazellen im Knochenmark zu finden sind, dort wahrscheinlich auf ähnliche Weise überleben und deshalb gegenüber herkömmlichen Therapien resistent sind. Mittels Single-Cell-Transkriptom-Analyse konnte sie dort sogar verschiedene Arten von Gedächtnis-B-Lymphozyten identifizieren.
Mit Beginn der Pandemie 2020 begann Marta, die Bedeutung der B-Zellen bei schweren Verläufen der Covid-19 Erkrankung zu untersuchen und fand zusammen mit Kolleg:innen des DRFZ heraus, dass sich die von den B-Zellen produzierten Antikörper bei schwer erkrankten Patient:innen nicht mehr gegen das Virus richten, sondern gegen den eigenen Körper richten. Eine chronische Entzündung entsteht, die von dem Zytokin TGF-β gesteuert wird.
Marta Ferreira-Gomes ist nicht nur enthusiastische Forscherin, sondern engagiert sich zudem im Leibniz-PostDoc Netzwerk.

© Jacqueline Hirscher

© Jacqueline Hirscher

© Jacqueline Hirscher

© Jacqueline Hirscher

© Jacqueline Hirscher

Du bist seit 2019 Postdoktorand am DRFZ. Wie wurdest du bisher finanziert? 

Ich habe Andreas Radbruch während einer B-Zell-Konferenz im Jahr 2018 nach einer Möglichkeit gefragt, in seiner Gruppe zu arbeiten. Aufgrund dieser Begegnung konnte ich Anfang 2019 in seine Gruppe eintreten, die bis Juni 2021 teilweise durch den Transregio-Sonderforschungsbereich “B-Zellen: Immunität und Autoimmunität” (TRR130) und teilweise durch die Horizon 2020 Aktion Rheuma Tolerance for Cure (RTCure) finanziert. Im Rahmen dieser Projekte besteht das Hauptziel meiner Forschung darin, die Organisation und Heterogenität von Gedächtnis-B-Zellen besser zu verstehen, die für den Schutz entscheidend sind, aber auch an zahlreichen Krankheitspathogenesen beteiligt sind. Die derzeitige COVID-19-Pandemie hat meine Bemühungen teilweise neu ausgerichtet. Ich war an einem Kooperationsprojekt zwischen dem DRFZ und der Charité beteiligt, in dem die B-Zell-Antworten von schweren COVID-19-Patienten analysiert wurden, und arbeite derzeit an einem Projekt, das die B- und T-Zell-Antworten nach einer COVID-19-Impfung untersuchen soll. All diese Arbeiten wurden in enger Zusammenarbeit mit der Gruppe von Mir-Farzin Mashreghi entwickelt, die jetzt und bis Ende des Jahres meine Stelle direkt finanziert. Durch die Arbeit in all diesen verschiedenen Projekten habe ich viel gelernt, und deshalb kann ich sagen, dass ich an einem Punkt meiner Karriere angelangt bin, an dem ich bereit bin, mehr Verantwortung zu übernehmen und mein eigenes Projekt zu starten.

Was ist das Ziel deines Forschungsprojekts?

Zusammengefasst besteht das Ziel meines Forschungsprojekts darin, ein klareres Bild von der Heterogenität und den Reaktivierungsmechanismen menschlicher geschalteter Gedächtnis-B-Zellen zu erhalten, um zu versuchen, Marker für die gezielte Bekämpfung von Gedächtnis-B-Zellen zu identifizieren, die chronische Entzündungen verursachen. Zu diesem Zweck werde ich B-Gedächtniszellen sowohl von gesunden Personen als auch von Patienten mit rheumatoider Arthritis analysieren, um hoffentlich Subpopulationen zu identifizieren, die mit “pathogenen B-Zellen” angereichert sind und somit ein Ziel für eine Verbesserung der Krankheit darstellen.

Welche Möglichkeiten bietet Ihnen das Young Talents Fellowship und was erwarten Sie von diesen zwei Jahren?

Die größte Chance des Stipendiums ist die Möglichkeit, ein eigenes Projekt durchzuführen, und zwar hier am DRFZ, wo ich durch die enge Zusammenarbeit zwischen den Forschungsgruppen und mit der Charité Zugang zu Materialien, Techniken und wissenschaftlicher Expertise habe, die anderswo nicht so leicht verfügbar sind. Ich hoffe, dass es mir in diesen zwei Jahren gelingt, alle von mir vorgeschlagenen Projektmeilensteine abzuschließen, meine Ergebnisse zu publizieren und eine Struktur aufzubauen, die mich in Richtung der Gründung einer eigenen Forschungsgruppe führt. Und da Wissenschaft nicht nur aus Laborarbeit besteht, werde ich diese Gelegenheit auch nutzen, um weiter in meine Ausbildung und meine Netzwerkmöglichkeiten zu investieren.

Was sind Ihre mittelfristigen Karriereziele, wo wollen Sie hin?

Mein Karriereziel ist es, eine eigene Forschungsgruppe zu haben und diese in einem kollaborationsreichen Umfeld zu etablieren. Zu diesem Zweck versuche ich nicht nur, mich über die neueste Literatur und Methodik im Zusammenhang mit meinen Forschungsprojekten auf dem Laufenden zu halten, sondern auch so viel wie möglich in den Bereichen Labormanagement, Führung und Lehre zu lernen, damit ich die mit mir zusammenarbeitenden jungen Wissenschaftler bestmöglich unterstützen kann. Gerne engagiere ich mich auch weiterhin im Leibniz-Postdoc-Verbund, um mit anderen Forschungsbereichen, Wissenschaftspolitiken und Projekten in Kontakt zu kommen, die sich für bessere Bedingungen für Wissenschaftler einsetzen.

Du bist auch im DRZF-Postdoc-Kolleg aktiv. Viele Postdocs blicken mit Unsicherheit auf ihre Zukunft in der Forschung, vor allem wegen der oft begrenzten Mittel. Wie siehst du die Situation für Postdocs in Deutschland?

Ich glaube, dass die meisten Postdocs diesen Karriereweg aus ihrer Leidenschaft für die Wissenschaft heraus gehen. Das heißt aber nicht, dass wir keine privaten Ziele haben und keine Rechnungen bezahlen müssen. Eine gute Balance zwischen Leben und Arbeit zu finden, ist schon aufgrund der Arbeitszeiten, die Laborexperimente erfordern, schwierig, und wenn dann noch die Ungewissheit befristeter Verträge hinzukommt, verlieren viele exzellente Wissenschaftler ihren Arbeitsplatz innerhalb der Wissenschaft. Meiner Meinung nach sollte nicht nur mehr investiert werden, um gute Wissenschaftler in den Forschungsinstituten zu halten, sondern es sollten auch mehr Unterstützungsstrukturen geschaffen werden, damit die Forscher ein Gleichgewicht zwischen Leben und Arbeit finden und sich besser auf ihre Forschung konzentrieren können.

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