Anja Hauser im Interview der Morgenpost

Mit modernster Gewebemikroskopie die Ursachen von Rheuma finden
Im Interview mit der Berliner Morgenpost spricht Prof. Dr. Anja Hauser vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum (DRFZ), ein Leibniz-Institut, über ihre Forschung. Sie und ihre Mitarbeiterin Dr. Sandy Kroh zeigen, wie moderne Mikroskopie hilft, chronische Entzündungen besser zu verstehen – und neue Wege für Therapien eröffnet.
Prof. Dr. Anja Hauser erklärt, wie sie und ihr Team das Zusammenspiel von Immunzellen im Gewebe untersuchen. Denn viele entscheidende Prozesse, die zu rheumatischen Erkrankungen führen, lassen sich nicht allein im Blut nachweisen, sondern finden direkt im Gewebe statt.
Mit speziellen Robotermikroskopen können die Forscher:innen gleichzeitig bis zu hundert verschiedene Eigenschaften von Immunzellen sichtbar machen. So entstehen faszinierende Aufnahmen, die wertvolle Informationen über Krankheitsmechanismen liefern. Unterstützt wird die Forschung von Künstlicher Intelligenz: Sie wertet die riesigen Datenmengen aus und macht Strukturen erkennbar, die dem menschlichen Auge entgehen würden.
Die Wissenschaftler:innen wollen verstehen, wie fehlgesteuerte Immunzellen Autoimmunreaktionen auslösen und wie sich diese Prozesse gezielt aufhalten lassen. So können neue therapeutische Ansätze entwickelt werden, die viel präziser wirken als breit eingesetzte Medikamente wie der Entzündungshemmer Kortison. Neben rheumatischen Erkrankungen widmet sich das Team auch weiteren Schwerpunkten, etwa der Knochenheilung, Zahnfleischentzündungen oder der systemischen Sklerose.
Anja Hauser betont im Gespräch, dass wissenschaftlicher Fortschritt immer auch technologische Innovation erfordert. Deshalb werden viele der eingesetzten Mikroskope in enger Zusammenarbeit mit Physikerinnen und Biophysikern der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Raluca Niesner am DRFZ selbst konzipiert und gebaut. Der enge Austausch zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung sei entscheidend, um langfristig neue, personalisierte Therapien für Patient:innen mit rheumatischen Erkrankungen zu entwickeln.
Interview in der Morgenpost
Foto: Gero Breloer